„Dieses ist Fülle. Jenes ist Fülle. Die Fülle geht aus der Fülle hervor.
Selbst wenn die Fülle aus der Fülle hervorgegangen ist, bleibt nichts als Fülle übrig“.
Eines der bedeutendsten Mantras aus der Yoga-Philosophie

Die Fülle geht aus der Fülle hervor. Es ist und bleibt nichts als Fülle. Warum nur fühlen wir uns so begrenzt und voller Mangel?
Du möchtest vielleicht antworten, dass dir Geld fehlt, oder Gesundheit, ein liebevoller Partner, Verständnis und Wertschätzung, mehr Glück im Beruf. Aber ist das wirklich Mangel oder denkst du das nur?
Beispiel:
Du hast jetzt, also im jetzigen Augenblick, mehr Geld als du brauchst, denn es liegt sicher etwas in deinem Portemonnaie und auf deinem Konto herum und grad brauchst du es nicht. Und dennoch sagst du sicher oft, dass du mehr Geld gebrauchen könntest. Du spürst also die Fülle nicht, die da ist.
JAJA, könntest du einwenden und sagen, dass es ja so nicht gemeint gewesen ist.
Das denke ich mir, würde ich erwidern, und doch ist die Fülle immer da, nicht nur im Portemonnnaie, sondern in uns. Unsere Gedanken sind es, die uns anderes einreden wollen.
Dieser beispielhafte Dialog soll aufzeigen, dass wahre Fülle nur im jetzigen Moment zu finden ist, und dass wahre Fülle uns zuerst in uns selbst bewusst werden muss, damit wir sie im Außen wahrnehmen können. Das bedeutet, dass du dir deiner Gedanken und Geschichten gewahr werden musst, die dich immer wieder aus dem jetzigen Moment herausziehen wollen. Und sobald du dich in deinen Geschichten verlierst, erlebst du automatisch Mangel, denn in der Regel erzählen uns unsere Gedanken Bedrohliches oder Sorgenvolles. Auf jeden Fall fühlen wir uns in Gedanken oft getrennt von Fülle und Glück.
Was ist also zu tun?
Hier eine Möglichkeit:
Atme durch und werde dir deines Atems bewusst. Nimm dir dafür 10 Minuten oder länger Zeit und beobachte nur deinen Atem, wie er kommt und geht. Spüre, wie er in deinen Körper hineinfliesst und wieder hinausströmt. Lass alles so, wie es ist. Versuche gar nicht, deinen Atem verändern zu wollen, sei einfach nur achtsam und spüre.
Wenn das ganz gut klappt, nimm wahr, wie genau sich dein Körper anfühlt beim Atmen. Vielleicht spürst du an bestimmten Stellen Druck oder Anspannung, an anderen Stellen wiederum gar nichts. Vielleicht spürst du ein Kribbeln oder ein Zusammenziehen. Vielleicht auch Wärme oder Kälte. Vielleicht ein Rauschen. Sei ganz achtsam. Und lausche deinem Körper, durch den dein Atem hinein- und hinausfließt.
Und vielleicht bemerkst du dabei, dass deine Gedanken immer wieder abschweifen und du dich von Zeit zu Zeit in ihnen verlierst. Das macht nichts. Ziehe deine Aufmerksamkeit einfach wieder zurück in deinen Körper, wenn du es bemerkst, und konzentriere dich dann wieder auf die Wahrnehmung des Atems in deinem Körper.
Vielleicht geschieht im Verlauf dieser Übung noch mehr, und sie lässt längst vergangene Gefühle aufleben. Lass es zu, verdränge sie nicht. Heiße sie willkommen und beobachte sie genau so wie deinen Körper. Wo genau bemerkst du die Gefühle? Wie fühlen sie sich an? Haben sie eine Form, eine Farbe, einen Klang? Nimm dir Zeit für jedes einzelne Gefühl. Und lass es mit so viel Mitgefühl bei dir sein, wie es für dich möglich ist. Bis es sich wieder verabschiedet und vielleicht einem neuen Gefühl Platz macht.
Vielleicht ranken sich auch Geschichten um diese Gefühle herum. Betrachte sie mit Wohlwollen und mit Mitgefühl.
Bis du die Meditation beendest.
Wiederhole dies täglich oder so oft es dir möglich ist. Und vielleicht machst du die Erfahrung, dass sich die Wahr- Nehmung deiner Selbst verändert, dass du viel mehr und viel deutlicher und konkreter benennen kannst, was sich in dir abspielt. Dass das Leben reichhaltig und voller Fülle ist, einfach deswegen, weil du in dir nichts mehr ausschließt. Und so wirst du wie der Springbrunnen, der seine Kraft aus sich selbst speist. Er ist sich sicher, dass er aus der Fülle sprudelt, einer Quelle, die nie versiegt.
Erklärung:
Natürlich ist unser wahres Sein geistiger Natur. Denn auf dieser Welt, in diesem Körper, auf dem Konto gibt es Mangel, Begrenzungen, und wir machen Erfahrungen, die uns Schmerz verursachen. So ist das Leben eben. Aber wir haben es dennoch in der Hand, ob wir aus Schmerz noch zusätzliches Leiden kreieren. Und deswegen dürfen wir lernen, achtsam und behutsam zu sein.
Das einzig Mögliche, und darum geht es in der beschriebenen Meditation, ist, sich des Kommens und Gehens der Gedanken, der Gefühle und der Geschichten darum herum bewusst zu werden und sich zu distanzieren. WIR SIND DAS NICHT. Unsere wahre Natur ist Glückseligkeit, Heiligkeit, reine Liebe, unendliche Fülle, reines Sein. SAT CHIT ANANDA in der Yoga-Sprache. Nur wir müssen uns darauf besinnen und uns lösen aus der Rolle des Leidenden. Unsere geistige Natur der Fülle liegt darunter. Sie ist ewig!
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