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Sehnsucht nach Verbundenheit

Aktualisiert: 31. Dez. 2023

Das Bedürfnis nach Bindung ist eines unserer wichtigsten Bedürfnisse, nach dem wir uns von Beginn an ausrichten.


Wenn wir klein sind, sind wir auf die Versorgung unserer Bezugspersonen angewiesen. Wir sind ohne Umsorgtwerden nicht lebensfähig. Das betrifft natürlich in erster Linie unser physisches Überleben, denn wir benötigen viele Jahre, bis wir uns selbständig versorgen können. Und doch ist es viel mehr als nur die Nahrung und die körperliche Zuwendung, die wir brauchen. Wir sind soziale Wesen, die sich nur in der Begegnung erfahren und nur in der Interaktion lernen, wer sie sind.

Und so tun wir als kleine Kinder alles, um unseren Eltern zu gefallen, damit sie uns geben, was wir brauchen. Wir entwickeln ein feines Gespür für das, was unseren Eltern gefällt und für das, was eher unerwünscht ist. Dabei geschieht schon zu Beginn unseres Lebens etwas Entscheidendes, was wir später gar nicht mehr hinterfragen. Wir orientieren uns (mehr) im Außen und suchen in anderen Menschen etwas, was uns Sicherheit/Verbundenheit gibt. Das ist grundsätzlich auch gut und wichtig, schließlich haben uns all die Strategien, die wir damals entwickelt haben, geholfen, zu über- und zu leben. Die Frage ist nur, ob all das, wofür wir uns damals entschieden haben, JETZT noch dienlich ist. Damit meine ich nicht, dass wir etwas aufgeben müssen, sondern eher, dass wir einmal genau hinschauen sollten, wofür wir uns damals entschieden und zu wem wir uns dadurch gemacht haben. Welche Persönlichkeit haben wir entwickelt? Mit welchen Glaubensmustern haben wir uns identifiziert? Was haben wir niemals mehr hinterfragt, weil wir es für richtig empfunden und deswegen behalten haben? Was haben wir zu unserem entscheidenden Lebens-Wert gemacht? Welche Werte sind womöglich dadurch in Vergessenheit geraten und wurden zu wenig gelebt?

Es geht also gar nicht darum, etwas loslassen zu müssen, sondern eher darum, etwas dazu nehmen zu dürfen, damit wir uns vollständiger und damit wieder verbundener mit uns selbst fühlen.

Was genau ist damit gemeint?

Die Strategien, die wir entwickelt haben, sind gut, denn sie haben uns am Beginn unseres Lebens geholfen. Oft haben wir daraus echte Kompetenzen gemacht, die uns ganz automatisch zur Verfügung stehen und uns auszeichnen. Diese Kompetenzen sind oft einseitig ausgeprägt und bedürfen eines Ausgleichs über einen gewissen Gegenwert. Dass etwas fehlt, können wir an Unzufriedenheit bemerken, immer wiederkehrenden inneren und äußeren Konflikten sowie dem Automatismus, andere Menschen oder die Umstände für eigenes Unwohlsein verantwortlich zu machen. Eine Alternative und im Grunde das einzige, was wirklich hilft, ist, sich anzuschauen, was zu wenig bzw. zu viel gelebt wird. Andere Menschen und unsere Wahrnehmung/Bewertung derselben können dabei hilfreich sein. Denn in der Regel zeigen uns die anderen, was uns selbst fehlt. Sie machen es uns nämlich in Reinform vor.

Zum Beispiel kann es sein, dass ich gelernt habe, die Bedürfnisse von anderen viel eher zu spüren als meine eigenen. Ich habe mir zum Glaubenssatz gemacht: Wenn ich für andere da bin, bin ich etwas wert. Mit diesem Glaubensatz empfinde ich dann Menschen, die gut für sich selbst sorgen können, schnell als egoistisch. Dies ist jedoch meine subjektive Bewertung eines Verhaltens, das grundsätzlich in Ordnung und völlig gesund ist, nur dass ich es eben selbst nicht kann. Meine Aufgabe darf es nun sein zu üben, erst einmal an mich zu denken und meine Bedürfnisse wahr- und wichtig zu nehmen. Dafür kann ich den anderen als mein Studienobjekt benutzen. Denn der macht es mir ja vor.

In der Psychologie würden man sagen: Die Projektionen werden zurückgenommen. "Das, was ich in dir sehe, hat mit mir zu tun."

Im Ergebnis führt diese innere Arbeit zu einer persönlichen Entwicklung, die zu mehr Verbundenheit mit uns selbst führt. Dies wiederum hat zur Folge, dass wir aus der inneren Anbindung erfüllendere Beziehungen gestalten können, ohne in Abhängigkeit oder ein Gefühl von Mangel zu geraten, denn wir fühlen uns ja selbst vollständig. Es sind Beziehungen auf Augenhöhe, die wir dann leben und die nur dann erfahren werden können, wenn sich jeder in sich selbst vollständig und verbunden fühlt.

Eigentlich ist es ganz einfach, doch muss dieser Prozess von jedem einzelnen durchschritten werden. Das kann bisweilen als schmerzhaft erlebt werden, weil man sich von Glaubenssätzen löst, die einem lange das Gefühl von Identität vorgegaukelt haben. Der Schatz dieser Entwicklungsreise ist aber unermesslich größer, denn das Gefühl von innerem Frieden ist den Preis wert.


Probiere es, auch wenn du dir vielleicht Unterstützung dafür erlauben magst.

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