Würdest du von dir sagen, dass du zutiefst glücklich und zufrieden bist?
Was ist dir wirklich wichtig?
Wie definierst du den Sinn deines Lebens oder des Lebens im allgemeinen?
Nimmst du dir regelmäßig Auszeiten vom Alltag, in denen du nur mit dir zusammen bist und nicht nur zur Ruhe kommst, sondern die Ruhe auch genießen kannst?
Gehörst du zu den Menschen, die sich eher über Leistung definieren und mit Misserfolg schlecht umgehen können?
Würdest du von dir sagen, dass du zu all deinen Gefühlen einen Zugang hast?
Dies alles sind Fragen, für die du dir Zeit nehmen darfst, weil sich die Antwort womöglich nicht so schnell formulieren lässt. Und das darf sein.
Glück ist genau wie innerer Frieden tief in uns verankert. Und doch fühlen wir uns oft nicht glücklich und zufrieden. Manchmal haben wir gar keinen Zugang zu all dem Unfriedlichen in uns. Und manchmal denken wir sogar, dass wir negative Gefühle und Gedanken verleugnen oder abwehren müssen. Wir tun dann einfach so, als ob wir glücklich und zufrieden wären. Und manchmal glauben wir das sogar. Aber dies ist nicht authentisch, und ein subtiles Gefühl von Unwohlsein bleibt.
Natürlich ist es nachvollziehbar, dass wir unangenehme Gefühle und Gedanken abwehren, und dass der Schmerz, der mit ihnen verbunden ist, gerne weggedrängt wird. Das Problem ist nur, dass wir dadurch nicht heilen und schon gar nicht Frieden finden können.
Alles, was sich nicht friedlich in uns anfühlt, möchte angeschaut werden, es möchte gesehen werden. Dieser Weg kann bisweilen anstrengend empfunden werden, weil immer wieder etwas in uns auftaucht, was sich nicht gut anfühlt. Und dann ist es wiederum schwer, milde und gütig mit sich selbst zu sein.
Doch der Weg zum Frieden geht durch all das Unfriedliche hindurch. Wir müssen den Mut aufbringen, uns selbst zu begegnen. Dies erfordert Zeit und liebevolle Achtsamkeit. Wir widmen uns uns selbst. Dabei atmen wir bewusst und schauen uns an, was sich in uns regt. Damit anerkennen wir, was in uns vor sich geht. Und lassen es da sein. Bis wir es verstanden haben und/oder bis es sich verabschiedet. Und dann gelangen wir immer mehr in einen natürlichen und wahrhaftigen Zustand von innerem Frieden. Und auch dann kann es immer wieder passieren, dass wir Geschehnisse in der Welt oder in Beziehungen nicht gut finden. Und das darf sein! Wir reden nichts schön, wir zerreden auch nichts, wir bleiben in einem Zustand von Selbst-Aufmerksamkeit, von dem heraus wir all das, was sich in uns regt, anschauen und anerkennen. Wir halten die Verbindung zu uns selbst und bleiben in einem natürlichen Zustand von Wahrhaftigkeit. Eben weil wir uns erlauben, alles wahr- und wichtig zu nehmen und aus diesem inneren Gewahrsein gute und aufrichtige Entscheidungen bezüglich unseres Handelns treffen können.
Wie geht der Weg dahin?
Oft ist es so, dass wir ein natürliches Gespür für unseren Körper verloren haben, dass wir also Rückmeldungen unseres Körpers zu spät oder gar nicht wahrnehmen. Unser Körper zeigt nämlich, wenn es uns nicht gut geht oder wenn wir Gefühle nicht wahrhaben wollen. Wir dürfen mutig sein und wieder üben, uns selbst in unserem Körper zu spüren. Dafür wiederum ist es wichtig, dass wir Zeit mit uns alleine verbringen (auch ohne Handy!). Das wiederum kann Unruhe oder sogar Angst auslösen, weil viele von uns das gar nicht (mehr) können. Desweiteren kommen in solchen Allein-Zeiten Gefühle hoch, die sich oft nicht angenehm anfühlen, oder Glaubenssätze, die mit unserem Wunschbild von uns selbst nicht übereinstimmen. Und dann gilt es: (AUS)HALTEN und WEITERMACHEN. Dies bedeutet: Weiter Atmen, das Gefühl halten, Beobachten, sich ggfs. im Raum orientieren, um ein Gefühl von Sicherheit herzustellen. Zusätzlich kann es hilfreich sein, sich eine Begleitperson zu suchen. Dies kann ein Therapeut, Berater oder auch ein guter Freund/eine Freundin sein, eben eine Person, die in der Lage ist, Ruhe, Sicherheit und Akzeptanz auszustrahlen. Diese Menschen helfen, sie sind sogenannte Co-Regulatoren. Sie helfen durch ihre Präsenz, Ruhe zu halten und in demjenigen, der unruhig ist, Ruhe herzustellen.
So werden wir immer mehr zu dem Menschen, der wir sind.
Was sich auch lohnt:
Höre doch mal auf das, was die Menschen zu dir sagen! Oft erhalten wir wertvolles Feedback, das uns zeigen kann, wo wir innerlich stehen. Zum Beispiel:
Die Sätze "Du bist gar nicht richtig dabei" oder "Du hörst mir gar nicht richtig zu" könnten darauf hindeuten, dass wir mehr mit uns selbst beschäftigt sind, als wir nach außen zeigen wollen. Das wiederum hat damit zu tun, dass wir etwas vor uns (und vor anderen) verbergen, was dennoch angeschaut werden möchte. Dies kann theoretisch die Erkenntnis sein, "Ich kann und will dir grad nicht zuhören" und die Angst, dies dem anderen zu sagen.
Die Sätze "Ich glaube dir nicht, was du sagst" oder "Sei doch nicht so ironisch" können darauf hindeuten, dass in uns selbst eine Unstimmigkeit ist, die wir bisher nicht wahrnehmen und nicht anschauen wollten. Das könnte die Angst vor dem eigenen Berührtsein sein und die Angst, das Berührtsein zu zeigen.
Erst dann, wenn wir wirklich bereit sind, alles in uns anzuerkennen und dazu zu stehen, wie es sich in uns anfühlt, können wir dies auch mit anderen Menschen tun. Das Anerkennen all dessen, was uns als Menschen ausmacht, führt zu tiefer Verbundenheit mit uns selbst und mit anderen und zu dem Frieden, nach dem wir uns tief in unserem Inneren sehnen.
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